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Ein 100 Jahre alter Verein und seine Geschichte

Im Jahr 1898 wurde der italienische Industrielle Enzo Ferrari geboren, Gründer der späteren Nobelklasse von Autos. Im gleichen Jahr stirbt der preußische Staatsmann Otto Fürst von Bismarck und Bert Brecht erblickt das Licht der Welt.

In diesem Jahr gründeten einige Männer in Rhoden den Verschönerungsverein.

Welcher Zeitgeist beflügelte die Bürger zur Gründung eines Vereins?

Welche Beweggründe mögen seinerzeit die Gründer des Vereines gehabt haben? Waren dies die erste Landverkoppelung - heute würde man sagen „Flurbereinigungsverfahren“ in Rhoden - oder waren überregionale Überlegungen die Grundlage, einen Verein zu gründen?

Die Verkoppelung dauerte in Rhoden mehrere Jahre. Allen ist bekannt, daß die Kirche erhebliche Flächen in der Gemarkung Rhoden besitzt. Der damalige Pfarrer war ein „Naturfreund“ und heute würden wir sagen, ein ökologischer Pfarrer mit viel Weitsicht für Natur und Umwelt. Die Weitsichtigkeit der damaligen Kirchen-vorstandsmitglieder ist heute noch sichtbar. Überall finden wir kleine Bürgerhaine, die unsere Landschaft prägen. Oder war es seinerzeit der Leitgedanke „Stadt und Leben können nur in Einklang gebracht werden, wenn der Planungszeitraum sich über das Stadtgebiet hinaus auf einen größeren Lebensraum, auch an wirtschaftlich und geographisch einheitliches Gebiet erstreckt, indem die Interessen des Landes und die der Stadt gleichrangig bewertet werden“, oder sollten bedeutende Politiker mit Denkmälern gehuldigt werden?

Tatsache ist, daß im Gasthaus „Schwan“, heute „Krug“, sich in 1898 21 Personen einfanden, die beschlossen, einen Verschönerungsverein zu gründen.

Die Männer der ersten Stunde

Die damaligen Initiatoren, die zu gleicher Zeit über längere Jahre Vorstandsmitglieder waren, sind:

Rektor und Pfarrer Grünewald der Vorsitzende des Vereins
Lehrer Sinemus als Schriftführer
Apotheker Hartmann als Schatzmeister

Und 6 weitere Bezirksvorsteher für Rhoden

- Dr. Götte
- August Runte
- Fritz Runte
- Oberförster Schnedler
- Heinrich Kirchner
- Lehrer Bangert

die dem Vorstand begleitend zur Seite standen.

 

Welche Zielvorgaben gab sich der Verein?

Der Verein stellte in seinen Statuten von 1889/1900 folgende Aufgaben in den Vordergrund:

  1. Es sollen die Mittel des Vereines Verwendung finden zur Aufschließung landschaftlich schöner Punkte, zur Herstellung von Aussichtspunkten, zur Gangbarmachung von Spazierwegen, zur Errichtung schattiger Ruheplätze, Anlegung von Fischteichen und dergleichen.
  2. Es soll von seiten des Vereines versucht werden, Behörden und Verwaltung zur Verfolgung gleicher Ziele und Zwecke und zur Unterstützung der Vereinsbestrebungen zu gewinnen.
  3. Es soll durch die Bestrebungen des Vereines der Schönheitssinn innerhalb der Bevölkerung geweckt werden.

Dieses waren die Ziele des Verschönerungsvereines von 1889/1900. Alles nachlesbar und festgehalten in den Statuten vom 28. Jan. 1900 anläßlich der zweiten Gründerversammlung. Diese Statuten wurden dem Fürstlichen Amtsgericht zu Arolsen zur Eintragung in das Vereinsregister vorgelegt.

Eingetragen wurde der Verein am 6. März 1900 unter der lfd. Nr. 1. Die Veröffentlichung erfolgte seinerzeit in dem Fürstlichen Waldeckischen Regierungsblatt Nr. 11 vom 13. März 1900.

Die Statuten, später Satzungen genannt, wurden laufend den jeweiligen Anforderungen bzw. dem Gesellschaftsleben angepaßt. Im Jahr 1933 wurde mit dem Verkehrsverein Rhoden eine Ehe eingegangen, aus der anschließend der Verkehrs- und Verschönerungsverein Rhoden e.V. hervorging.

 

Die ersten Jahrzehnten


Bereits im Januar 1898 konnte der Verein 21 Vereinsmitglieder aufweisen, im Oktober des gleichen Jahres waren es schon 71 Mitglieder ( 39 aus Rhoden und 32 aus umliegenden Ortschaften). Dem Vorstand gehörten sechs Bezirksvorsteher an, die örtliche Probleme ihres Bezirkes mit dem Vorstand zu lösen hatten. Rhoden war somit in sechs Bezirke aufgeteilt.

1898 betrug der Jahresbeitrag 1,00 Mark.

Bereits 1889 plante der Verein, einen Aussichtsturm auf dem „Quast“ zu Ehren des damaligen Reichskanzlers Bismarck zu errichten. Bis zum Beginn des 1. Weltkrieges wurden Gelder angespart, doch konnte der Turm aus uns heute nicht mehr bekannten Gründen nicht gebaut werden. Bereits in 1989 wurden mit überregionalen Vereinen Wanderwege geplant , Bäume angepflanzt, Ruhebänke angeschafft und aufgestellt. Im Bereich des Quastes
„Am Gaulskopf“, “Leuchte“, “Ramersberg“ und „Wahlsburg“ wurden frühgeschichtliche Grabungen durchgeführt.

Auch die Vögel kamen nicht zu kurz. Die Chronik berichtet vom Nistkästenbau und weiteren Aktivitäten.
Im Jahre 1902 beteiligte sich der Verein an der Errichtung eines „Kumps“ gegenüber der Apotheke, jetzt Ehrenmal. Ebenfalls wurden im Jahr 1902/1904 Arbeiten zur Erhaltung von Alt-Rhoden durch Sicherungsarbeiten an der heutigen Ruine, Freilegung von Fundamenten, Reinigungsarbeiten auf dem Friedhof sowie Ausbesserungsarbeiten an den Zufahrtswegen zu Alt-Rhoden in erheblichem Maße mitgewirkt.

Der Verein wurde seinerzeit über mehrere Jahrzehnte von herausragenden Persönlichkeiten geführt. Heraus- ragende Person und Motor war Rektor und Pfarrer Grünewald, der 26 Jahre im Vorstand aktiv mitgearbeitet hat und davon 23 Jahre Vorsitzender war. Auch die Herren Forstmeister Neumann und Gärtnereibesitzer Johannes Görg und weitere Persönlichkeiten von Rhoden haben dem Verstand vorgestanden.

Bereits seinerzeit beklagte man Verwahrlosungen auf den Friedhöfen und innerhalb der Gemarkung sowie fehlende Mitarbeit aus der Bürgerschaft. Pfarrer Grünewald prägte seinerzeit den Spruch „Die Mitglieder möchten nicht allein die „Würde“ sondern auch die „Bürde“ des Vereins mittragen“, eine Aufforderung zu aktiver Mitarbeit.

Hauptaufgabe des Vereines war seinerzeit auch, die Fremdenverkehrsentwicklung voranzutreiben. Dies belegen Protokolle aus der damaligen Zeit.

Beide Kriege legten selbstverständlich das Vereinsleben lahm, das erst in den 50er Jahren wieder aktiviert werden konnte. Es wurde dann auch eine neue Vereinssatzung beschlossen, in der sich der Verein neue Aufgaben gab. Neben den bisher bekannten Aufgaben wurde unter andern neu aufgenommen:

  1. Vermittlung der Kulturgüter durch unentgeltliche Unterrichtung über die allgemeinen Sehenswürdigkeiten
  2. Pflege der Heimatliebe und Heimatkunde (Vorträge und Wanderungen, Verschönerung des Ortsbildes, Erhaltung der Volksbräuche und -sitten und der Denkmäler der Natur, Geschichte und Kunst)
  3. Förderung des Reise- und Erholungsgedankens mittels einer planvollen Fremdenverkehrswerbung.

 

 

Heutige Aufgabenstellung

Wir stellen heute fest, daß neben dem Verkehrs- und Verschönerungsverein ein Geschichtsverein einerseits sowie eine Naturschutzgruppe (NABU) andererseits besteht. Alle drei Vereine ergänzen sich im Ziel der Aufgabenerfüllung, auch wenn zwischenzeitlich viele Aufgaben aus dem damaligen Aufgabenkatalog der Geschichtsverein sowie der NABU übernommen haben.

Doch sollten wesentliche Punkte nicht unerwähnt bleiben, die der Verein in den vergangenen vier Jahrzehnten unter den verschiedenen Vorsitzenden und Vorstandsmitgliedern bewerkstelligt hat.

In einer weiteren Ausgabe werden wir die letzten 4 Jahrzehnte Revue passieren lassen.


Rhoden, den 26. Oktober 1998



R. Schäfer
(Geschäftsführer)